35 Prozent mehr Ausstellungsfläche und ein 3500 Quadratmeter großer Garten. Seit seiner Erweiterung und Wiedereröffnung im Jahr 2019 ist das Norton Museum of Art in Miami zu einem Anziehungspunkt für Kunst- wie Architekturliebhaber geworden. Verantwortlich für die Neugestaltung ist kein Geringerer als Sir Norman Foster. Die Inneneinrichtung stammt maßgeblich von Walter Knoll.
Zwei Farben Blau. Die Neonschrift des Norton Museum of Art strahlt in Yves-Klein-Blau vor dem tiefblauen Himmel von West Palm Beach. Vor dem neu geschaffenen Eingang steht eine knapp sechs Meter hohe Skulptur in einem rechteckigen Wasserbassin und scheint über diesem zu schweben. Der „Typewriter Eraser, Scale X“ von Claes Oldenburg und Coosje Van Bruggen aus dem Jahr 1999 zeigt ein überlebensgroßes Relikt aus der Schreibmaschinenära, einen Radierer aus Stahl und Fiberglas. Dessen aufragende Bürstenfasern weisen in Richtung des neuen Anbaus von Norman Foster. An dessen Südseite verläuft ein ebenfalls von Foster + Partners angelegter tropischer Garten.
Das Norton Museum of Art wurde 1940 erstmals eröffnet. Die hier beheimatete Sammlung des Industriellen Ralph Norton umfasst etwa 7600 Arbeiten aus den unterschiedlichsten Epochen. Die Umgestaltung des vom Art déco inspirierten Hauses habe nur Veränderungen eingeschlossen, die sich als „inevitable“, also „unvermeidlich“ erwiesen hätten, so Foster. Denn da sind nicht nur der Anbau und neue Garten – jeder Raum wurde sanft modifiziert, eine frühere Achse wiederbelebt, ein Auditorium und eine Skulpturengalerie geschaffen. Natur wurde mit einbezogen und innig umarmt, wie der zwanzig Meter hohe Banyan-Baum, der vor dem neuen Portal eine große runde Aussparung in dem silbrigen Vordach bekommen hat.
In die luftige Eleganz des Museums fügen sich die Möbel von Walter Knoll perfekt ein. Für das neu geschaffene Restaurant mit Blick in den üppigen tropischen Garten fiel die Wahl auf den hellgrauen „Deen“ Chair von EOOS für Walter Knoll – durch seine Geradlinigkeit und die weißen filigranen Beine geradezu die Verkörperung des unkomplizierten Palm-Beach-Lifestyles. „Der Stuhl ist sehr bequem, hat eine gute Höhe, um am Tisch zu Dinieren, und sieht auch von hinten gut aus. Und die beschichteten Stuhlbeine korrespondieren mit dem neuen Micro-Terrazzo-Boden des Restaurants. Das Ganze wirkt kühl, aber nicht kalt“, begründet Foster seine Entscheidung. In den Ausstellungsräumen warten ebenfalls in Hellgrau gehaltene „Foster 512“-Bänke mit graphitgrauem Gestell auf die Besucher. Eine halbrunde Spezialanfertigung dieses von Foster eigens für Walter Knoll entworfenen Modells findet sich am Treppenaufgang.
Understatement ist allen Räumen wie Möbeln gemein – die Bühne, so Foster, gehöre der Kunst und der Natur. Und so ist das Norton Museum of Art, rechtzeitig zum 80. Geburtstag im kommenden Jahr, fraglos zur besten Version seiner selbst geworden.
Characters Magazin, August 2020