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Living is easy

Art & Culture / Travel

Im Grunde hatte Mariane Ibrahim die freie Auswahl, als sie einen neuen Lebensmittelpunkt suchte. Chicago machte das Rennen. Es ist die Stadt, die den amerikanischen Traum am besten verkörpert, findet die somalisch-französische Galeristin, die Dependancen auf drei Kontinenten unterhält.

„Chicago ist entspannter und unprätentiöser als andere US-Metropolen. Das gefällt mir.“

„Chicago steht für mich für die Americana, die US-amerikanische Kultur“, sagt Mariane Ibrahim. „Die Bewohner kommen von überallher, die Stadt ist ein wirklicher Schmelztiegel. Außerdem fliegt sie etwas unter dem Radar, ist nicht so prätentiös wie die glamourösen US-Metropolen der West- und Ostküste. Das gefällt mir.“ Ibrahim kam 2019 mit ihrem Mann aus Seattle hierher. Chicago als die Stadt von Barack Obama, von Oprah Winfrey, Michael Jordan und Virgil Abloh und nicht zuletzt als die Wiege der House Music – das reizte sie sehr.

Ibrahim gründete ihre erste Galerie im Industrieviertel West Town, das sich inzwischen zu einem Kreativ-Hub gemausert hat. „Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Hier hat alles seinen Anfang genommen“, sagt Ibrahim, die 2021 in Paris und 2023 in Mexico City weitere Dependancen eröffnet hat. „Ohne Chicago wäre all das nicht möglich gewesen. Es gibt hier keinen irrsinnigen Wettbewerb, vielmehr ein kollegiales Miteinander. Und eine Vielzahl großartiger Sammler und Sammlerinnen“, schwärmt die Galeristin, deren Schwerpunkt auf den Arbeiten von afrikanischen oder afrikanischstämmigen und in der Diaspora lebenden KünstlerInnen liegt.

„Der Sommer in Chicago geht von Ende April bis Ende Oktober, dann haben wir hier das angenehmste Wetter überhaupt“, findet Ibrahim. Der angrenzende Michigansee ist zweimal so groß wie Belgien, sein Ufer wird in den USA die „dritte Küste“ genannt, und Ibrahim lebt in Gold Coast, in direkter Nachbarschaft zum Strand. „Ich gehe täglich am Seeufer laufen. Wenn es sehr heiß ist, nehme ich im Anschluss noch ein Bad.“ Die weniger sonnigen Tage verbringe sie gerne im Art Institute of Chicago. „Es gibt große Abteilungen über afrikanische Kunst und das alte Ägypten. Ich könnte dort Tage zubringen“, gesteht Ibrahim lachend.

Wenn Freunde zu Besuch kommen, unternimmt sie mit ihnen eine geführte Bootstour auf dem Chicago River, die der imposanten Architektur der Stadt gewidmet ist. Chicago wurde 1871 bei einem Brand fast vollständig zerstört und ist wie Phönix aus der Asche auferstanden. „Der Willis Tower mit den Sendemasten ist bei Nacht einfach atemberaubend anzusehen. Seine Silhouette erinnert dann an Batman und ich fühle mich wie in Gotham City.“

Und Mariane Ibrahim kennt noch eine weitere Möglichkeit, die Stadt vom Wasser aus zu genießen. „Wir mieten uns Boote mit Freunden und fahren auf den  Michigansee hinaus, um dort gemeinsam zu essen und zu feiern. Blickt man dann auf Chicago, hat das etwas von einer Postkarte.“

 

Virtue Restaurant

Chef Erick Williams spielt schon viele Jahre eine Hauptrolle in der kulinarischen Szene der Stadt. Bei dem begnadeten Koch und begeisterten Kunstsammler gibt sich die Kunstwelt die Klinke in die Hand. Ibrahim empfiehlt seinen „Blackened Catfish“.

 

Green Mill

Dieser Jazzclub ist einer der ältesten der USA. Ibrahim zeigt ihn oft Freunden von außerhalb. Auf seinen Bühnenbrettern standen schon Anita O’Day, Billie Holiday und Benny Goodman. Die Atmosphäre erinnert an die illegalen Speakeasy-Bars der Prohibitionsära.

 

The Up Room im Robey Hotel

Das Art-déco-Gebäude des Robey Hotels ist der einzige Wolkenkratzer im Umkreis von mehreren Kilometern. Der meilenweite Blick, der sich vom The Up Room auf dem Rooftop bietet, ist spektakulär. Ibrahim kommt gerne zum Sonnenuntergang auf einen Drink hierher. Dann ist die Stadt mit ihren spiegelnden Fassaden in ein glühendes Orange getaucht.

 

Lufthansa Insights
Ausgabe 4, 2024