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City Guide – Grünes Leben in Florenz

Art & Culture / Food / Interior Design / Retail / Travel

Die letzte Renaissance liegt nun schon ein paar Jahrhunderte zurück. Dennoch zeigt sich der Florentiner kulturellem Wandel gegenüber weiterhin aufgeschlossen, das hat hier eben Tradition. Heute revolutionieren nachhaltige Lebenskonzepte die hergebrachten Daseinsformen. Wir zeigen die schönsten Beispiele.

 

Ausgewählte Texte aus dem City Guide

Villa Lena

 

Halb Agriturismo – halb Künstlerresidenz. Die auf Hügeln gebettete Villa Lena ist Treffpunkt für Naturliebhaber und junge Künstler aus aller Welt.

Ein Landgut inmitten von Weinbergen und Olivenhainen bietet Naturfreunden und Künstlern eine temporäre Heimat. Wer hierherkommt, sucht Ruhe – findet aber auch Inspiration. Die Russin Lena Evstafieva gibt mit ihrer Stiftung Schriftstellern, Musikern und Malern Raum und Zeit, um an ihren Werken zu arbeiten. Auf diejenigen, die nachhaltigen Urlaub machen möchten, warten Zimmer von schlichter Schönheit und ein Farm-to-Table-Restaurant, von dem aus man einen weiten Blick über die Landschaft genießt. Leicht kommt man hier mit den Künstlern ins Gespräch und erfährt, woran sie gerade arbeiten.

 

Dimitri Villoresi

 

Eine Werkstatt im Künstlerviertel Santo Spirito: Hier entwirft und näht der Autodidakt Dimitri Villoresi seine Taschen aus vegetabil gegerbtem Leder.

‚Bottega‘ heißen die mit einem Ladenlokal gekoppelten Werkstätten, die man in Florenz an allen Ecken aufspüren kann. Eine davon befindet sich in einer verschlafenen Gasse in Santo Spirito und gehört Dimitri Villoresi. Seit fünfundzwanzig Jahren beschäftigt er sich mit Lederwaren, und keines seiner Modelle gleicht dem anderen. „Ich schaue mir meine Kunden genau an und schlage dann die Form und Farbe vor, die zu ihrer Persönlichkeit passt“, erklärt er uns. Häufig verwendet Dimitri vegetabil gegerbtes Leder. Was er daran besonders schätzt? „Es wird mit den Jahren immer schöner.“

 

Orti di Pinti

 

Ein ehemaliger Sportplatz wurde zu einem öffentlichen Garten. Hier zeigt ein findiger Architekt, wie man kommunalen Raum nachhaltig und ökologisch nutzen kann. Ein Projekt, das Schule machen könnte.

Giacomo Salizzoni sprüht nur so vor Ideen. Der Zufall führte den gelernten Architekten an seine heutige Wirkungsstätte, einen ehemaligen Sportplatz im Herzen der Stadt. „Du musst mich unterbrechen, sonst rede ich stundenlang weiter“, warnt er uns zu Anfang des Gesprächs. Und tatsächlich: Geht es um die Frage, wie man brachliegenden kommunalen Raum sinnvoll und ökologisch nutzen kann, hat der Mann viel zu sagen. Das Projekt Orti di Pinti ist vielschichtig. Giacomo hat ein Bewässerungssystem entwickelt, er hat aus Paletten Pflanzenkübel und Mobiliar gebaut und eine nachhaltige Toilette entworfen. Er experimentiert mit einer Wurmfarm zur Kompostierung, arbeitet mit Flüchtlingen und ehemaligen Drogenabhängigen und organisiert Sing- und Basteltage für Behinderte. Soziale Integration ist seine Mission. Früher habe er versucht, Stadtgärten über Guerilla-Aktionen zu etablieren, doch irgendwann sei er an seine Grenzen gestoßen. Die Idee, die Öffentlichkeit ins Boot zu holen, lag also nahe. ‚Die Früchte gehören allen, der Boden aber niemandem.‘ Dieses Zitat des Philosophen Jean-Jacques Rousseau ist Giacomos Credo geworden. Käuflich erwerben kann man in seinem Garten daher nichts, es wird vielmehr getauscht. Die Finanzierung läuft über Spenden, viele freiwillige Helfer unterstützen das Projekt. Nachdem Giacomo uns herumgeführt hat, sitzen wir noch gemeinsam in der Sonne und sind sicher: Es sind Menschen wie Salizzoni, die Florenz braucht, um eine weitere Renaissance zu erleben.

Fotos: Thekla Ehling

Werde Magazin
Ausgabe 02/2017

 

 

 

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