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Fairway to Heaven

Fashion / Retail

Das Kölner Ecofashionlabel Armedangels ist angetreten, um faire Mode begehrlich zu machen.
Mit nachhaltigem Erfolg.

 

Er ist gerade mal 34 Jahre alt, kann aber schon auf zehn bewegte Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Martin Höfeler, Mitbegründer des Kölner Ecofashionlabels Armedangels, gehört zu einer neuen Generation von Unternehmern, die der Modeindustrie beweisen wollen, dass es auch anders geht: fair nämlich, ökologisch vertretbar und fernab der bedingungslosen Gewinnmaximierung.

Als Höfeler Armedangels 2007 gründete, war er noch BWL-Student, genau wie sein damaliger Kompagnon, der heute eigene Wege geht. Was mit einem Charity-T-Shirt begann, hat sich in den letzten fünf Jahren zu einer nachhaltigen Modekollektion für Damen und Herren entwickelt. Armedangels 2017, das ist ein mittelständisches Unternehmen mit 73 Mitarbeitern. Verzeichnete man 2010 noch unter 1 Million Euro Umsatz, waren es 2015 bereits 16 Millionen, im Jahr darauf sogar 24 Millionen. 900 Points of Sale in 18 Ländern werden beliefert – Armedangels zählt inzwischen zu den größten nachhaltigen Modeunternehmen Europas. Gerade ist man in ein neues Headquarter gezogen: drei luftige Etagen in einem ehemaligen Produktionsgebäude der Kölner Traditionsfirma 4711.

Wie sie das geschafft haben? Martin Höfeler hat eine scheinbar einfache Erklärung: „Ich glaube, wir konnten mit der Nachhaltigkeit ein Verkaufsargument schaffen, mit dem wir uns von konventionellen Modefirmen unterscheiden. Zudem rechnen wir durch die Mischkalkulation in unserem Online-Verkauf und dem Wholesale mit anderen Margen.“ Des Weiteren haben sich Höfeler und sein früherer Partner Anton Jurina in den ersten fünf Jahren bescheidene 1000 bis 1500 Euro brutto ausgezahlt. Man weiß also zu wirtschaften.

Auch aktuelle VK-Preise von 69,90 Euro bis 99,90 Euro für die Kleider und 99,90 Euro für Chinos oder Denims sind außergewöhnlich konkurrenzfähig und perfekt auf die junge Zielgruppe zugeschnitten. Ein Kunststück, wenn man bedenkt, wie viel Energie die Kölner in die ständige Verbesserung ihrer Materialien und der Transparenz der Lieferkette stecken. Fairtrade, der Einsatz von Biobaumwolle, GOTS-Zertifizierung, jüngst noch der Beitritt zur Fair Wear Foundation – in Sachen Fairness und Nachhaltigkeit bleiben keine Fragen offen. Dennoch steht das Design ganz klar im Fokus. „Ohne Begehrlichkeit geht gar nichts“, weiß Höfeler, der inzwischen ein neunköpfiges Designteam beschäftigt.

Für Spring/Summer 2018 proklamiert man in Köln die Besinnung auf das Wesentliche. „Switching off“ heißt das Motto, mit dem Digital Detoxing, die Rückkehr zur Natur und ein cooler 90er-Jahre-Vibe gefeiert werden. Stilistisch übersetzt bedeutet das: Nautica meets Athletics – Highwaist Sailorpants, Blousons, Oversized Hoodies und Colourblocking bei den Girls, Cropped-Pants zu Sweatern und Shirts im Windbreaker-Style bei den Jungs. In beiden Linien werden Bio-Baumwolle und chlorfreies veganes Raw Denim durch Hanf und Leinen sommerlich ergänzt.

Und wie sehen die kommenden zehn Jahre aus? „Wir wollen das größte nachhaltige Modeunternehmen der Welt werden“, sagt Höfeler ganz unbescheiden. Doch sein Ehrgeiz hat einen guten Grund: „Nur so können wir wirklich etwas bewegen.“

 

Sportswear International
#281
10/11 2017